Neuro-Linguistische Prozessarbeit (NLP)
Grundprinzipien, Vorannahmen und Grundlagen im NLP
NLP basiert nicht auf einer geschlossenen Theorie. Ihre Anfänge liegen vielmehr im praktischen Modellieren
(modeling) von Therapeuten, die eine einzigartige Exzellenz zeigten in dem, was sie machten, und sich
dadurch von zahlreichen anderen unterschieden. Was diese Exzellenz genau ausmacht, was diese Therapeuten
besonders konnten oder taten, das herauszufinden und systematisch so aufzuarbeiten, dass auch andere
Menschen solche exzellenten Vorgehensweisen erlernen können, das war der genuine Impuls, mit dem die NLP
begann. In Fritz Perls, Virginia Satir und Milton Erickson fanden die Begründer dieser Richtung, John Grinder
und Richard Bandler, die ersten Modelle. In der Auseinandersetzung mit deren Herangehensweisen und ihren
Ansichten über Menschen und deren Möglichkeiten formulierten sie auch die ersten Vorannahmen, auf denen
das Arbeiten mit NLP basiert. Sie spiegeln bereits den "spirit" wider, der NLP ausmacht.
Das Grundprinzip konstruktiver und wertschätzender Kommunikation der Transaktionsanalyse, nämlich "Ich bin ok -
Du bist ok", benennt den besonderen Anspruch, den auch eine seriöse NLP an kommunikatives Handeln aus dem
Geiste ihrer Vorannahmen aufstellt. Die folgende Übung modelliert daher einmal die transaktionsanalytische
Haltung für Gesprächsvorbereitungen, die diesen konstruktiven und wertschätzenden Anspruch praktisch umsetzen
möchten.
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State-Management (Zustandmanagement) im NLP
States sind die durch die akut in einem Menschen wirksamen Gefühle bedingten Zustände, wenn seine Umwelt auf ihn
oder er auf auf seine Umwelt und ihre Erwartungen bzw. Möglichkeiten einwirkt. Das können einschränkende
Befindlichkeiten sein (Angst, Ablehnung, Enttäuschung) ebenso wie positive (Freude, Begeisterung) wie auch
Zustände unserer Motivation oder etwa Befindlichkeiten, die sich aus unseren akuten Zugängen zu unseren
Ressourcen ergeben. Wie Menschen damit umgehen, ist ein Aspekt ihres Selbstmanagements und bestimmt dessen
Qualität. ein konstruktives und sinnvolles State-Management zählt daher zu den Bereichen der NLP.
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Die unterschiedlichen States (entsprechend ein State-Management) spielen eine große Rolle in unseren Möglichkeiten,
uns zu verändern und zu entwickeln oder - allgemeiner gesprochen - zu lernen. Ein typischer Lernprozess vollzieht
sich nach Ansichten der NLP in den vier Stufen nach dem kanadischen Psychologen Albert Bandura.
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Individualität pur: Das Konzept der inneren Landkarte
Das menschliche Gehirn hat keineswegs die Funktion, objektives "wahres" Wissen zu sammeln und zu speichern.
In den Neurowissenschaften wird das Gehirn heute vielmehr als ein Überlebensorgan gesehen, dass sich auf Basis
der Erfahrungen seines Besitzers organisiert, also nach biografischen Kriterien, damit dieser mit Hilfe seiner
Erfahrungen gegenwärtige und zukünftige Situationseinschätzungen und den daraus resultierenden Handlungsbedarf
beurteilen kann.
Dem entspricht die Aufassung in der NLP, dass jeder Mensch auf Basis seiner biografischen Entwicklung seine
eigene Sicht von sich selbst und der Welt aufbaut und sich aus dieser heraus verhält.
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Metaprogramme: Filtersysteme, mit denen innere Landkarten entstehen
Bei Metaprogrammen handelt es sich um Wahrnehmungsfilter, die unbewusst beeinflussen, welche Informationen
ein Mensch aufnimmt, wie er das tut und wie er sie verarbeitet. Diese Filter haben darüber auch Auswirkungen
auf seine Motivation, denn sie öffnen oder verschließen ihm Wahrnehmungen.
Welche Metaprogramme in welcher Weise bei einem Menschen wirken, hat demnach Einfluss auf seine innere
Landkarte. Sie sind allerdings keine genetisch vererbten oder gar unveränderliche Strukturen, sondern lassen
sich, wenn sich die Lebensumstände eines Menschen ändern, auch verändern.
Um herauszufinden, ob jemand für bestimmte Aufgaben geeignet ist (etwa bei Bewerbungen), kann es hilfreich
sein, sich daran zu orientieren, welche Metaprogramme jemand in welchen Ausprägungen haben muss, um die
Anforderungen erfüllen zu können. Im Zusammenhang solcher Anwendungen entdeckte die Metaprogramm-Forschung
nach und nach so viele Filter, das diese Menge kaum mehr sinnvoll überschaubar ist. Hier werden einige zentral
wichtige vorgestellt, an denen sich bereits Anwender in der Praxis oft orientieren.
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Aus verschiedenen Wahrnehmungspositionen arbeiten
Wir sind in der Lage, eine Situation aus unterschiedlichen Wahrnehmungspositionen zu betrachten. Die uns am besten
vertraute ist unsere eigene, die "Ich-Perspektive" (1. Wahrnehmungsposition). Wir können uns aber auch in die
Wahrnehmungsposition einer anderen Person hineinversetzen und uns auch aus der Position dieser anderen Person
betrachten, wie diese uns gerade wahrnimmt (2. Wahrnehmungsposition). Und indem wir uns auf eine Position
begeben, aus der heraus wir von außen heraus betrachten können, wie wir als "Ich" gerade mit dem anderen "Du"
kommunizieren, steht uns auch eine analytische Beobachterposition zu Verfügung (3. Wahrnehmungsposition). Es
bleibt sogar noch eine "Supervisor"-Position (4. Wahrnehmungsposition): Von hieraus betrachten wir ganz
distanziert, was sich im System zwischen den interagierenden Personen "Ich", "Du" und deren "Beobachter" abspielt.
Gerade wenn es um die Klärung von Missverständnissen oder Konflikten oder um die vorausschauende Planung von
Verhandlungen geht, ist es sehr von Nutzen, zwischen den Wahrnehmungspositionen wechseln zu können.
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Sachverhalte und Situationen umdeuten: Reframings
Wenn unterschiedliche Menschen bei der Wahrnehmung und Deutung von Sachverhalten und Situationen zu völlig
unterschiedlichen Ergebnissen kommen, dann heißt das auch, dass verschiedene Deutungen sinnvoll möglich und keine
davon allein richtig sein kann. Das wiederum setzt jeder Person die Möglichkeit, eingenommene Standpunkte und
Wertungen auch zu ändern und durch solche Umdeutungen (Reframings) zu ganz neuen Wahrnehmungen und Einsichten
zu den Sachverhalten und Situationen zu kommen.
Dafür gibt es zahllose nützliche Anwendungsmöglichkeiten: Negative Zuschreibungen (bei Personen und Sachverhalten
können Gespräche erheblich belasten und Reframings können eine weitaus positivere und konstruktivere
Gesprächsbasis erleichtern. Kritiken enthalten zugleich Wünsche des Kritikers: In Reframings seiner Kritik können
diese offengelegt werden; damit arbeitet man dann effektiver an Lösungen. Reframings, die in Konfliktlagen zum
Einsatz kommen (Verhandlungsmodell etwa), implizieren, dass Möglichkeiten bestehen, festgefahrene Positionen so
umzudeuten, dass wieder ausgleichende Bewegungen auf Kompromisse oder bisher noch gar nicht wahrgenommene völlig
andere Optionen hin stattfinden können. Oder Lampenfieber lässt sich sinnvoll umdeuten: Was zugegebenermaßen für
Betroffene erst einmal ein schreckliches Gefühl sein kann, lässt sich plötzlich als Ressource begreifen, die die
präsentierende Person davor schützt, unkonzentriert und unbeteiligt zu wirken.
Reframing aus einer Haltung heraus kann dazu beitragen, sich an Stelle einer destruktiven Fehlersuche auf den Weg
einer konstruktiven Suche nach Ressourcen zu begeben, etwa indem Dinge, die in einem Kontext negativ wirken, in
einem anderen fördernde Möglichkeiten eröffnen, die Wertschätzung zulassen. Weitergedacht zur Gesprächsstrategie
kann das Arbeiten mit Reframings für Führungskräfte und Menschen in beratender Funktion eine wichtige
Interventionsform sein, um eine konstruktive Beziehung zum Gesprächspartner aufrecht erhalten zu können.
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Konstruktive Kommunikation
Aus all diesen Impulsen heraus sind ins NLP auch zahlreiche Modelle für konstruktives Kommunizieren aufgenommen
worden: Der "Kontrollierte Dialog" etwa und die erweiterte Form, das "Aktive Zuhören", zählen ebenso dazu wie
etwa Feedbacktechniken.
Solche Techniken und Modelle der konstruktiven Kommunikation werden auf einer eigenen Unterseits (Konstruktive
Kommunikation") erläutert.
Modellieren (modeling) im NLP
"Modeling" lässt sich durchaus als Elementarform von NLP bezeichnen: Exzellente Fähigkeiten von Menschen so
zu recherchieren und aufzuarbeiten, dass sie in strategische Schrittfolgen formalisiert werden können, die
anderen Menschen helfen, sich solche Fähigkeiten (wenigstens in einer gewissen Maße) anzueignen, war das
ursprüngliche Motiv in der Kooperation von Bandler und Grinder, aus der NLP hervorgegangen ist.
Modellieren begnügt sich nicht einfach mit beobachten, nachahmen und nacheifern. Exzellente Fähigkeiten haben
sich - wie andere auch - in komplexen Feldern von Einfluss- und Bedingungsstrukturen entwickelt: Dazu gehören
unter anderem Kontextbedingungen, unter denen die Person gehandelt hat, aber auch ihre Werte und Überzeugungen,
ihre Vorbilder, ihr Vorwissen und anderes Können wie Vieles mehr. "Modeling" bezeichnet daher komplexe
strategische Vorgehensweisen, über die im NLP immer noch kontrovers diskutiert wird.
Die nachfolgenden Links lenken zu einigen NLP-Techniken, die sich aus den Modeling-Konzepten heraus bis heute
als erfolgreiche Techniken für Veränderungsarbeiten erwiesen haben, etwa die Mentoren-Technik oder der sog.
"New Behavior Generator".
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Emotionales Selbstmanagement: Arbeiten mit Submodalitäten
Im NLP werden für Wahrnehmungen nicht nur die Repräsentationssysteme (visuelles, auditives, kinästhetisches,
olfaktorisches, gustatorisches System) unterschieden, sondern innerhalb eines jeden einzelnen
Repräsentationssystems noch weitere Unterscheidungskategorien, die sog. "Submodalitäten". Im visuellen System
wären Beispiele "hell/dunkel, schwarzweiß/farbig, statisches/bewegtes Bild", im auditiven System etwa "laut/
leise, harmonisch/disharmonisch, hohe/tiefe Tone" bzw. im kinästhetischen "hart/weich, glatt/rau oder kalt/warm".
Die submodalen Eigenschaften bzw. deren Veränderungen haben Einfluss auf die Gefühle und die Einstellung, die
jemand gegenüber dem Inhalt hat, den er damit innerlich repräsentiert: So dürfte sich bei den meisten Menschen
der Blick in eine "dunkle Zukunft" emotional anders darstellen als der in eine "glänzende Zukunft". Auch
sprachliche Wendungen wie "Er strömt Kälte aus." oder "Von ihm geht Wärme aus." verweisen auf das Zusammenspiel
submodaler Eigenschaften und Emotionen.
Neben einigen grundsätzlichen Ausführungen zu Submodalitäten vermitteln die nachfolgenden Texte einige typische
Arbeitsweisen im NLP mit Submodalitäten, etwa das "Mapping Across", bei dem Submodalitäten aus positiven
Erlebnismustern auf kritische bzw. negative übertragen werden, um diese verändern zu können, oder das
"Swish"-Muster, bei dem etablierte Erlebnisweisen durch blitzschnelle Überlagerungen mit anderen so irritiert
werden, dass das Gehirn sich neu orientieren muss, so dass unerwünschte Etablierungen (wie etwa bei
Verhaltensmarotten) lernend verändert werden können.
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Anker - Auch Mensch folgen Konditionierungen
Viele Verhaltensreaktionen basieren schlichtweg auf erlernten, unbewusst programmierten Reaktionsmustern. Ein
betimmter Reiz (ein Wort, Bild, eine Melodie oder ein Gegenstand eta) löst eine damit verkoppelte Realtion aus.
Der Auslösereiz ist ein "Anker". Von Tieren kennen wir das, aber dasselbe bei Menschen zu akzeptieren fällt
vielen schwer. Dabei gehört es zu den evolutionären Strategien unseres Gehirns, Denk- und Entscheidungsprozesse,
die äußerst energieaufwändig sind, wenn wir sie bewusst durchführen, in unbewusste Routinen zu überführen, die
dann nur noch einen Bruchteil dieser Energie benötigen. Beim Ankern arbeitet das Gehirn gleichsam wie ein
"Koinzidenzdetektor": Räumlich und zeitlich nah beisammen erlebte Dinge bringt es miteinander in Verbindung.
Ein vertrautes Beispiel ist "unser Lied": Wird dieses selbst nach vielen Jahren wieder im Radio gespielt, löst
es bei den Personen, die damals ineinander verliebt waren, die mit diesem Lied verkoppelten Erinnerungen und
Gefühle wieder aus.
Es gibt unterschiedliche Ankertechniken und zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. Die auf jeden Fall zu beachtenden
Grundtechniken kannst du den folgenden Texten entnehmen. Außerdem enthalten sie Beispiele für nützliche
Anwendungen, etwa die Möglichkeit, dich selbst in einen ressourcenreichen Zustand zu versetzen (Moment of
Excellence) oder eine nach der Arbeitsweise von Walt Disney modellierte Arbeitstechnik (Walt-Disney-Strategie).
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Die neurologischen Ebenen (nach Robert Dilts)
Von Gregory Bateson stammt eine "Logische Typentheorie", in der von einer Hierarchie aufeinander aufbauender
Lerntypen ausgegangen wird. Davon inspiriert entwickelte einer seiner Schüler, Robert Dilts, ein Modell von
logisch aufeinander aufbauenden Ebenen der Persönlichkeit. Die Anwendung dieses Modells von Dilts wurde zu einer
der erfolgreichsten Coaching-Methoden.
Die Vorannahmen, die Dilts dabei macht, sind (zu Recht) nicht unumstritten geblieben (im Text "Das Konzept der
neurologischen Ebenen" wird darauf eingegangen). Aber auch, wenn man diesen nicht immer folgt, lässt dieses Modell
in seiner faszinierenden Schlichtheit eine klar strukturierte Erfassung und Aufarbeitung komplexer biografischer
Informationen zu, dass es schon als Planungs-Tool im Coaching und Selbstcoaching unschätzbare Hilfestellungen
bietet.
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Überzeugungen (Glaubenssätze) erkennen und verändern
In der Funktionsweise unseres Gehirns als "Überlebensorgan" spielen Erfahrungen eine zentrale Rolle. Sie bilden
die Basis für weitere Verhaltensentscheidungen, indem sie gleichsam Musterfälle bereitstellen, anhand derer wir
absehen können, zu welchen Resultaten ähnliche künftige Verhalten führen können. Da im Laufe des Lebens immer
mehr Erfahrungen hinzukommen, würde diese Arbeit allerdings höchst aufwändig, wenn immer alle Erfahrungen
berücksichtigt werden müssten. Deshalb bilden wir Überzeugungen (Glaubenssätze, Beliefs) aus, in denen wir
die Quintessenz ähnlicher Erfahrungen sinnstiftend zusammenfassen. Überzeugungen drücken aus, was wir für
"richtig/wahr oder falsch", "sinnvoll oder sinnlos", "nützlich oder nutzlos", "erlaubt oder nicht erlaubt"
halten.
Da sich unser Leben permanent ändert, ist es sinnvoll, auch unsere Überzeugungen damit abzustimmen. Das gelingt
uns aber leider nicht so einfach. Haben wir eine Überzeugung, die uns etwas sinnvoll erklärt, haben wir wenig
Grund, daran etwas zu verändern, sondern halten vielmehr daran fest. Wir neigen sogar dazu, solche Erfahrungen,
die unseren bestehenden Überzeugungen widersprechen, auszublenden und vorrangig die zu beachten, die unsere
Überzeugungen bestätigen. Ja, wir organisieren sogar unser Verhalten so, dass daraus Konsequenzen entstehen,
die unsere Überzeugungen dann wieder bestätigen.
Wenn die Überzeugungen, die uns auf diese Weise lenken, förderlich sind, also uns etwas ermöglichen, erlauben,
eine gesunde und bereichernde Entwicklung zulassen, ist das gut für uns. Leider entwickeln wir aber auch solche
Überzeugungen, die uns hemmen, uns etwas untersagen, die also hemmend wirken. Hinzu kommen Überzeugungen, die
eigentlich nicht unsere eigenen sind, sondern die wir von anderen Menschen übernommen haben: Sie sind regelrechte
Fremdsteuerungen, die oftmals nicht richtig zu unserem Leben passen. Es kann somit sehr viel Sinn machen, unsere
Überzeugungen einmal näher in den Blick zu nehmen und bei Bedarf zu verändern oder zu ersetzen. Zu den
Möglichkeiten der NLP, Glaubenssätze zu erkennen und zu bearbeiten, stellen die folgenden Texte einige Beispiele
vor.
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